Wohin ich auch schaue, lese und höre ich wie wichtig die Familie ist. Sie ist ein Nest für die gute Entwicklung der Kinder, auch für die Gesellschaft scheint sie unerlässlich zu sein. Ihre Wichtigkeit wird von allen Seiten erhoben. Umfragen, Paarberatungen, Selbsthilfebücher sprießen aus dem Boden und sogar Checklisten werden, mit Tipps, erstellt, ein harmonisches Miteinander erreichen zu können.
Trotz all dem sinkt die Rate der Geburten, Familien trennen sich und entreißen Kinder einem Elternteil. Geschwister können sich nicht ausstehen. Sie sind zerfressen von Neid, Hass und ziehen vor Gericht, um das Erbe ihrer “so geliebten” Eltern an sich zu reißen. Niemand gönnt dem anderen etwas und auch die Gewalt nimmt stetig zu.
Es scheint, als würden wir in zwei Zuständen leben. Auf der einen Seite spüren wir in uns das Gefühl und den Wunsch einer harmonischen Familie, die uns Schutz, Wärme, Vertrauen und Liebe schenkt. Auf der anderen Seite sind wir unfähig sie zu leben, zerstören und bekämpfen, die die uns am Nächsten sind.
Wieso ist das so? Wieso erleben wir diesen Zwiespalt?
Die Familie ist uns doch von der Natur gegeben. Sie ist konstant, unveränderbar. Sie sollte uns Halt geben, ein Heim sein, in dem Vertrauen herrscht, wohin wir jeder Zeit zurückkehren können und auf Verständnis und ein offenes Ohr stoßen. Doch ist das bei den allerwenigsten der Fall.
Stattdessen kämpfen wir ganz alleine, scheinbar gegen die ganze Welt. Wir fühlen, dass die anderen uns etwas schulden und wollen alles nur für uns selbst. Wir wollen größer sein, als andere, klüger, besser. Auch haben wir keine natürliche Grenze und je mehr Macht wir besitzen, desto mächtiger möchten wir sein. Wir setzen uns Ziele und streben nach Glück, doch dieses ist nur von kurzer Dauer. Darum möchten wir immer mehr erreichen und merken nicht zu welchem Preis. Sogar Tiere nehmen sich nur das, was sie zum Leben brauchen. Mehr benötigen sie dafür nicht.
Ja, es klingt sehr hart und ist vielleicht eine Verallgemeinerung und Verallgemeinerungen mag ich im Grunde selber nicht.
Natürlich gibt es auch Menschen, die sich um andere sorgen, sich kümmern und denken nur an des anderen Wohl. Doch auch sie möchten daraus etwas erwarten, sei es Dankbarkeit oder nur das Gefühl ein guter Mensch zu sein. Sie sind sogar bereit sich selbst zu opfern, nur für das Erreichen dieses Ziels. Das Verlangen ein guter Mensch sein zu müssen ist sogar größer als die eigene Gesundheit und hat für sie einen größeren Wert.
Doch in beiden Extremen herrscht die egoistische Kraft, die trennt und zerstört. Das maßlose Verlangen entfremdet uns von anderen Menschen, von der Natur und vor allem von uns selbst. Genauso, wie die egoistische Kraft, hat uns die Natur einen Funken gegeben, der uns fühlen lässt, dass all das uns nicht erfüllen wird. Sie zeigt uns Dinge, um zu begreifen, dass wir damit nicht nur uns selbst, sondern auch die ganze Welt zerstören. Nur wenn wir hinhören und verstehen, was sie uns sagen möchte, können wir uns für einen Weg entscheiden, der ein anderer ist.
Wir können die laute Stimme des Egos hören und uns trotzdem anders verhalten. Wir können kurz innehalten und spüren was uns wirklich wichtig ist. Wir können einen Bund schließen und uns gegenseitig dabei helfen, dieses Aufbäumen des Egos zu überwinden, den Hass, die Wut und uns, im Vertrauen, an das erinnern, was uns verbindet, was uns einander näher bringt, das gemeinsame Ziel. Wir wollen ja zur Liebe gelangen und uns nicht gegenseitig bekämpfen. Wir wollen ja, dass es jedem gut geht und dass nicht andere für meinen Wohlstand leiden. All das wollen wir, doch schaffen wir es nur gemeinsam und nicht allein.